Wieviel Hygiene ist gesund?
Über Keime im Haushalt und richtige Hygiene-Maßnahmen
In einem kürzlich im Spiegel (51/2017) erschienenen Artikel erklärt Mikrobiologe Markus Egert, wo und wann man auf Hygiene achten sollte, um Keimgefahren zu vermeiden. Er berichtet, dass viele Menschen heutzutage sorgloser mit Keimen umgehen, da der Spruch „ein bisschen Dreck stärkt das Immunsystem“ sich wohl in den Köpfen verankert hat.
Grundsätzlich sei es richtig, dass ein Zuviel an Desinfektion die natürliche, gesunde Bakterienflora eines jeden Menschen negativ beeinflussen kann. Daher sollten Hygienemaßnahmen nur an den richtigen Stellen und in gemäßigten Dosen eingesetzt werden.
Laut seiner Untersuchungen häufig vernachlässigt wird Händewaschen vor dem Essen und nach jedem Toilettengang. Ebenso empfehlenswert ist eine Reinigung und Desinfektion von Smartphone- oder Tablet-Oberflächen und anderen häufig mit den Händen benutzen Gegenständen wie Türklinken oder Telefonhörer, insbesondere während und nach einer Erkältung oder anderen ansteckenden Erkrankung. Die größte Keimquelle im Haushalt stelle jedoch die Küchenspüle samt Spülschwämmen dar. Werden diese nass liegen gelassen und zu lange benutzt, sammeln sich darin Unmengen an Bakterien, die insbesondere für Kinder, Alte, Schwangere oder Immunschwache gefährlich werden können. Auch Schneidebretter, auf denen z.B. rohes Huhn geschnitten wurde, sollten gründlich mit heißem Wasser gereinigt werden, um eine Infektion z.B. mit Campylobacter zu vermeiden.
Beim Wäschewaschen gibt es auch einiges zu beachten: So ist besonders bei Unterwäsche und Handtüchern darauf zu achten, dass die Wäsche bei 60-90° gewaschen wird, um Erreger zu vernichten. Pulverwaschmittel sei effektiver gegen Keime als Flüssigwaschmittel, da dort Bleiche beigefügt ist, die Bakterien abtötet.
Sind Bakterien denn nun generell schlecht für uns?
Laut Egert leben wir ständig mit Zehntausenden von Mikroben unter einem Dach. Sei es um uns herum, auf unserer Haut oder sogar in unserem Körper (man denke an die überaus wichtigen, guten Darmbakterien). Das ist gut und richtig, denn die Gesamtheit der Mikroben, die uns umgeben, tragen erheblich zu unserem Wohlbefinden und unserer Gesundheit bei. In einer niederländischen Studie konnte nachgewiesen werden, dass bei einem Kuss über eine Millionen Bakterien übertragen werden, die die Zahngesundheit sowie das Immunsystem im Allgemeinen stärken können.
Es geht letztendlich also darum, gute, körpereigene Bakterien zu stärken und Hygienemaßnahmen nicht zu übertreiben, aber auch nicht völlig außer Acht zu lassen.