Gluten frei – Sinnvoll oder nur ein neuer Ernährungstrend?

Gluten frei – Sinnvoll oder nur ein neuer Ernährungstrend?

Wie schädlich ist Gluten?

Eine Ernährung ohne Gluten scheint seit einer Weile immer beliebter zu werden. Früher meist nur in Reformhäusern zu finden, führt heute nahezu jeder  Supermarkt eine große Auswahl glutenfreier Produkte. In Hamburg eröffnet gerade ein komplett glutenfreier Supermarkt. Die Nachfrage steigt, jedoch wissen viele Konsumenten gar nicht genau, was Gluten ist und wieso es gesünder scheint, darauf zu verzichten.

 

Was ist Gluten und worin ist es enthalten?

Gluten ist das Klebereiweiß im Weizen und vielen anderen Getreidearten wie Dinkel, Roggen, Gerste und Hafer und damit natürlich auch in sämtlichen Nahrungsmitteln, die daraus hergestellt werden. Brot, Kuchen, Süßigkeiten, Nudeln, Pizzateig enthalten alle Gluten, genauso wie viele Fertigprodukte (Suppen, Frikadellen, Wurstwaren, Fertigsoßen etc.). Wer an Zöliakie leidet oder extrem sensibel auf Gluten reagiert, sollte auch bei Zahnpasta und Lippenpflege genau hinschauen: Tauchen in der Inhaltsliste Zutaten mit den Begriffen Triticum (Weizen, z. B. Triticum aestivum, Triticum vulgare), Hordeum (Gerste) oder Avena (Hafer) auf, dann ist von einer Glutenbelastung auszugehen. Auch bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln gilt Vorsicht: hier können glutenhaltige Füllstoffe enthalten sein. Bei Zöliakie wird außerdem empfohlen, Küchengeräte komplett glutenfrei zu halten, d.h. Pfannen, Töpfe, Toaster etc. nicht mit anderen zu teilen, die glutenhaltige Nahrungsmittel darin zubereiten, da hier selbst kleinste Mengen Gluten zu großen Beschwerden führen können.

 

Glutensensitivität oder Zöliakie?

Glutenintoleranz oder Glutensensitivität ist eine nicht-allergische Funktionsstörung, welche möglicherweise durch Gluten bedingt ist. Aber auch Adenosin-Triphosphat-Amylase, ein Protein, das in modernen Weizenzüchtungen vermehrt vorkommt, steht im Verdacht für die Glutensensitivität verantwortlich zu sein.

Typische Symptome bei Glutenintoleranz reichen von Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Blähbauch, Durchfall, Verstopfung über Hautekzeme und -ausschläge, Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme, Verwirrung und Müdigkeit. Therapeutisch wird eine Umstellung der Ernährung auf glutenfrei empfohlen. Die Symptome verbessern sich oft schon nach wenigen Tagen und im Gegensatz zur Zöliakie können nach einer Karenzzeit Spuren von Gluten meist wieder problemlos gegessen werden.

Zöliakie ist eine chronische Erkrankung des Dünndarms, die auf einer lebenslangen Unverträglichkeit gegenüber dem Klebereiweiß Gluten bzw. Gliadin beruht, was zu einer Entzündung der Darmschleimhaut führt und lägerfristig zur Folge hat, dass nicht mehr genügend Nährstoffe aufgenommen werden können. So können Nährstoffmängel entstehen, die eine Reihe von Beschwerden auslösen können. Als Ursache spielen neben erblichen Faktoren auch die Immunabwehr, Infektionen, die Ernährung und Umweltfaktoren eine große Rolle.

Die klassischen Symptome einer Zöliakie sind ähnlich der Glutensensivität, jedoch stärker ausgeprägt. Chronische Durchfälle, zum Teil mit massigen, fettglänzenden, klebrigen Stühlen, Blähungen, Erbrechen und Appetitlosigkeit sind typisch, aber auch Hautauschläge, Muskel- und Gelenkschmerzen, Vitamin- und Mineralsalzmangel, Anämie, Müdigkeit, Erschöpfung und Kopfschmerzen können auftreten.

 

Glutenfrei leben

Bei Glutensensitivität oder Zöliakie ist eine Ernährungsumstellung auf glutenfrei unvermeidbar. Sie erfordert eine Umgewöhnung, ist jedoch mit dem großen Angebot an glutenfreien Produkten gut machbar. Glutenfreie Brote oder Pasta sind heute in vielen Varianten erhältlich, z.B. aus Mais, Hirse, Reis oder Buchweizen. Auch bei Müsli gibt es verschiedene glutenfreie Mischungen. Und wer gerne backt, kann im Internet auch eine Fülle an Rezepten mit glutenfreien Mehlalternativen finden (Inspiration gibt es auch hier in unserem Blog). Beim Einkauf garantiert das einheitliche Symbol für Glutenfreiheit, dass keine Spuren des Eiweißes darin enthalten sind und auch Leute mit Zöliakie bedenkenlos zugreifen können.

 

Heißt das jetzt, auf Gluten zu verzichten ist generell gesünder?

Nicht unbedingt. Wer keine Zöliakie oder Glutensensitivität hat, kann ruhig ab und zu eine Scheibe Brot zum Frühstück essen, jedoch ist hier das Maß und die Qualität entscheidend. Weizen wird heutzutage hauptsächlich zu Weißmehl verarbeitet, was bedeutet, dass viele der gesunden, im Getreidekorn enthaltenen Stoffe gar nicht mehr vorhanden sind. Vollkornmehl hingegen, das aus den ganzen Körnern gewonnen wird, enthält nach wie vor alle Ballaststoffe, Öle und Mineralstoffe, die etwa für unsere Verdauung förderlich sind. Hier gilt also, auf Qualität statt Quantität zu achten.